29.Juli 2020, von Stadtsportverband Neuss e.V.
Heute lesen Sie die Antworten des Spitzenkandidaten Jan-Philipp Büchler (CDU).
Der Stadtsportverband (SSV) Neuss hatte die sieben Parteien (CDU, SPD, Grüne, FDP, AfD, Linke, UWG), die einen Bürgermeister-Kandidaten für die Kommunalwahl 2020 nominiert haben, mit „11 Fragen zum Neusser Sport“ Anfang Juni angeschrieben. Ziel der Anfrage war es, den Mitgliedern des Stadtsportverbandes (114 Vereine, 34.000 Mitglieder) eine Chance zu geben, sich ein eigenes Bild von den Positionen der Kandidaten und derer Parteien im Bereich Sport für die Wahl am 13. September zu bilden.
Der SSV wird ab heute täglich auf seiner Website und auf Facebook die Antworten eines Kandidaten kommunizieren und nach dem Posting aller Antworten eine kurze Bewertung vornehmen. Die Reihenfolge ist nach dem Ausgang der Kommunalwahl 2014 ausgerichtet und lautet: UWG (Thomas Lang), Die Linke (Roland Sperling), FDP (Michael Fielenbach), Die Grüne (Michael Klinkicht), SPD (Bürgermeister Reiner Breuer), CDU (Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler). Die AfD hat an der Befragung der Fragen nicht teilgenommen.
Heute lesen Sie die Antworten des Spitzenkandidaten Jan-Philipp Büchler (CDU):
- Welche Bedeutung messen Sie dem "Neusser Sport" im gesellschaftlichen Konsens in der Quirinusstadt zu?
Büchler: Der Sport in Neuss ist vielfältig und attraktiv. Die ihn tragenden gemeinnützigen Vereine sind eine der wichtigsten Stützen der Gesellschaft in unserer Heimatstadt und leisten hervorragende Jugend-, Sozial- und Integrationsarbeit. Im Breitensport kommen Menschen aus der gesamten Gesellschaft zusammen und stärken dabei sowohl den Gemeinschaftssinn als auch ihre eigene Gesundheit. Der Leistungssport fördert bereits junge Talente und ermöglicht den Vereinen auch das Erreichen hoher Spielklassen und Leistungsniveaus. Im vereinsungebundenen Individualsport wird Raum für Bewegung und Gesundheit geschaffen und damit Lebensqualität gewonnen. Ich möchte diese vielen Säulen stärken. Und für uns als CDU ist vor allem eins wichtig: Getragen wird der Neusser Sport durch ein starkes Ehrenamt. Die ehrenamtlich Tätigen möchte ich deshalb bestmöglich unterstützen und ihnen eine sichere Basis für gemeinsames Handeln und Gestalten schaffen.
- Wo sehen Sie den "Neusser Sport" organisatorisch im Jahre 2025?
Büchler: In der CDU stehen wir für das Subsidiaritätsprinzip. Dort, wo Vereine Verantwortung übernehmen wollen, haben sie unsere Unterstützung. Wir wollen die Vereine und den Stadtsportverband daher weiter stärken. Was Vereine machen können, soll nicht die Verwaltung für sie entscheiden. Dazu befürworte ich z.B. die Einführung eines Sportstätten-Managements unter Beteiligung des organisierten Sports, um die Vereine effizienter und bedarfsgerechter beispielsweise bei der Gestaltung regulärer Hallen- und Belegpläne sowie bei Turnieren und Wettkämpfen zu unterstützen. Neben dem Breitensport wollen wir auch verstärkt den Leistungssport in Neuss fördern, um das Erreichen hoher Spielklassen und Leistungsniveaus in den jeweiligen Sportarten zu ermöglichen.
- Wo sehen Sie den "Neusser Sport" infrastrukturell im Jahre 2025?
Büchler: In den Erhalt und die Erweiterung der Infrastruktur für den Sport wird in den nächsten Jahren weiter investiert. Die Bezirkssportanlagen bleiben als dezentrale Sportanlagen in den jeweiligen Einzugsgebieten erhalten und werden bedarfsgerecht weiterentwickelt. An dem von der CDU eingeführten zusätzlichen Investitionsbudget von jährlich 500.000 € zur Verbesserung der Sportstätteninfrastruktur in Neuss halte ich fest. Auf dem Gelände des Südparks möchte ich die Entwicklung eines Sport-, Gesundheits- und Begegnungszentrums weiter vorantreiben, das aus dem organisierten Sport heraus geführt wird. Der Südpark hat das Potenzial, noch mehr als heute ein Leuchtturm des Sports in unserer Stadt zu werden. Dazu möchte ich auch die Eissporthalle aufwerten. Einen Schwerpunkt sehe ich in der Hallensituation besonders für alle im Südpark aktiven Vereine. Aber auch bei den übrigen Hallen müssen wir in den nächsten fünf Jahren deutliche Fortschritte bei ihrer Sanierung machen. Neuss und dem Sport in Neuss stände eine multifunktionale Sport- und Veranstaltungshalle, die dem leistungsorientierten Vereinssport für den Trainings- und Wettkampfbetrieb zur Verfügung steht, gut zu Gesicht. Voraussetzung für die Realisierung ist ein schlüssiges, finanzierbares und nachhaltiges Raum- und Nutzungskonzept.
Schließlich möchte ich auch ein deutliches Signal an die individuell Sporttreibenden ohne Vereinszugehörigkeit senden. Für sie bedarf es meiner Ansicht nach auch eines ansprechenden und gepflegten Angebots im öffentlichen Raum wie z. B. Bolzplätze oder Trimm-Dich-Angebote. Die Begeisterung für Bewegung beginnt hier, die Leidenschaft zum Fußball haben die meisten von uns wohl auf dem Bolzplatz entwickelt und sind so in den Vereinssport gekommen. Gemeinsam mit der CDU greife ich gute Initiativen auf und schaffe den Raum für die Umsetzung neuer Trends im Sport und für die Bewegung von Menschen aller Altersgruppen – denn Sport und Bewegung schaffen Gesundheit.
- Wo sehen Sie den "Neusser Sport" ehrenamtlich im Jahre 2025?
Büchler: Der Sport lebt vom Ehrenamt. Ehrenamtler leben von Wertschätzung und Gestaltungsspielräumen. Das ist meine Grundauffassung für ein gutes und gelingendes Miteinander gerade auch im Sport: Respekt, Wertschätzung, Vertrauen und Gestaltungsfreiraum. So können Verwaltung und Sportvereine gemeinsam die besten Lösungen erarbeiten und zügig umsetzen. Wir wissen um die zentrale Bedeutung gut qualifizierter Trainer und Betreuer in ausreichender Zahl für eine gezielte Sport- und Talentförderung. Genauso wichtig ist die Einbindung von Schulen und Ausbildungsstätten sowie von Arbeitgebern und Wirtschaft im Sinn der dualen Karriere für Sportler und Trainer. Wir setzen uns dafür ein, dass passgenaue Konzepte entwickelt und umgesetzt werden. Bei der Entwicklung von neuen Ansätzen der Förderung sind Vereine, Schulen sowie die Wirtschaft einzubinden.
- Welche Bedeutung hat der "Neusser Sport" im Hinblick auf die Integration und die Inklusion?
Büchler: Für die Integration und Inklusion kommt dem Sport in Neuss eine wesentliche Funktion zu. Von der Stadt müssen die Vereine dabei jede angeforderte Unterstützung erhalten. Die Ermöglichung der Teilhabe von ausnahmslos allen Menschen am Neusser Sport muss eine Selbstverständlichkeit sein. Gerade im Sport ist das Miteinander so praktisch, einfach und niederschwellig. Im Sport gelingt es am einfachsten, Menschen aufzufangen und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu geben, sodass sie ihre Potenziale nutzen und über sich hinauswachsen. Gemeinsam Erfolge feiern und voneinander lernen ist nirgendwo einfacher. Darum unterstütze ich die hier aktiven Vereine und Stiftungen in ihren regulären Angeboten vor Ort und auch bei internationalen Wettkämpfen.
- Welche Rolle spielt für Sie die Förderung des hiesigen leistungsorientierten Sports mit seinen Vorbildern?
Büchler: Ich setze mich für eine Stärkung und Weiterentwicklung des Leistungs- und Spitzensports und seinen Strukturen ein. Neuss gehört zu den wenigen deutschen Großstädten, die durch keine Mannschaft in einer der drei höchsten Spielklassen bei Fußball, Handball und Eishockey vertreten ist. Ich unterstütze die heimischen Sportvereine daher in ihren Bestrebungen, hohe Spielklassen zu erreichen und damit ein attraktives und umfassendes Sportangebot in Neuss zu machen. Insbesondere müssen die Voraussetzungen für adäquates Training und Wettkampf für unsere Spitzensportler im Hockey, Ringen, Rudern und Voltigieren gegeben sein. Sie tragen die Neusser Farben in die Welt und wecken die Leidenschaft und Leistungsbereitschaft im Sport bei vielen jungen Menschen. Das zahlt sich für uns als Stadt und Gesellschaft mehr als aus.
- Das Ehrenamt und die Übungsleiter sind das Rückgrat des "Neusser Sport". Welche Ansätze sehen Sie zur Stärkung/Förderung?
Büchler: Wir erkennen die Bedeutung gut qualifizierter Trainer und Betreuer in ausreichender Zahl für eine gezielte Sport- und Talentförderung. Genauso wichtig ist die Einbindung von Schulen und Ausbildungsstätten sowie von Arbeitgebern und Wirtschaft im Sinn der dualen Karriere für Sportler und Trainer. Wir setzen uns dafür ein, dass passgenaue Konzepte entwickelt und umgesetzt werden. Bei der Entwicklung von neuen Ansätzen der Förderung sind Vereine, Schulen sowie die Wirtschaft einzubinden. Darüber hinaus werden wir die Zusammenarbeit mit der Leistungsregion Rhein-Kreis-Neuss intensivieren. Ein erster Schritt hierzu war die Änderung der Sportförderrichtlinien in diesem Jahr. Weiterführend möchte ich zu diesem Themenkomplex gerne in eine tiefere Diskussion mit den Vereinen einsteigen.
- Ist Sport für Sie ein Stück Stadtmarketing?
Büchler: Selbstverständlich. In Düsseldorf, Mönchengladbach oder Köln ist Sport eine tragende Säule in der Stadt- und Standortvermarktung, denn Sport ist ein weicher Standortfaktor. Die vielen Sportangebote bei uns in Neuss machen einen guten Teil der Lebensqualität in unserer Stadt aus. Sportliche Großereignisse wie z.B. QuirinusCup, Sommernachtslauf und die Spitzenleistungen im Voltigieren, Tennis, Ringen oder Hockey wirken weit über die Stadtgrenzen hinaus. Allerdings lässt sich hiervon noch kein rundes Bild zeichnen und daher zahlt der Sport leider noch nicht systematisch auf die Marke Neuss ein. Das möchte ich ändern.
- Der Sommernachtslauf, die Tour de Neuss oder der QuirinusCup sind sportliche Neusser Aushängeschilder. Wäre es nicht sinnvoll, die veranstaltenden Vereine im Hinblick auf die stetig steigenden organisatorischen, haftungsrechtlichen sowie finanziellen/steuerlichen Herausforderungen zu entlasten?
Büchler: Sportliche Großereignisse kommen der gesamten Stadt zugute. Mit den Ausrichtern können und sollten vertragliche Vereinbarungen abgeschlossen werden, wer für welche Aufgaben verantwortlich ist, wie es beispielsweise im Brauchtum bereits üblich ist. Außerdem muss eine ehrliche Diskussion darüber geführt werden, welche Risiken den Vereinen übertragen werden können bzw. dürfen. Ich kann mir vorstellen, neue Organisationsstrukturen zwischen Verwaltung, Verband und Vereinen zu schaffen, damit einerseits die Verantwortung für die Vereine tragbar bleibt und gleichzeitig erfolgreiche Sportevents durchgeführt werden können, die vielfältige Gruppen aus der Neusser Stadtgesellschaft ansprechen und einbinden.
- Wie schätzen Sie die Auswirkungen von „Covid-19“ auf den „Neusser Sport“ ein und was gedenken Sie zu tun, um den „Neusser Sport“ Hilfestellung zu leisten?
Büchler: Die Corona-Pandemie hat gewaltige Auswirkungen auf den Sport gehabt. Die weitere Entwicklung ist nicht absehbar. Die Stadt muss dort, wo sie kann, den Vereinen entgegenkommen und flexibel Möglichkeiten schaffen, um sportlichen Ausfall zu kompensieren z. B. durch Öffnung von Hallen und Schwimmbädern für Vereine während der Sommerferien. Hier ist ein enger Austausch mit den Vereinen und dem Stadtsportverband erforderlich, bei dem die Stadt schnell und unbürokratisch auf sich stetig verändernde Situationen reagieren können muss.
- Welche Rolle spielt Sport in Ihrem Leben?
Büchler: Vereinssport hat mich geprägt. Im Neusser Schwimmverein habe ich das Schwimmen gelernt und sogar einige Jahre im Leistungskader trainiert. Mein bestes Ergebnis war die Silbermedallie in der Lagenstaffel bei der Deutschen Meisterschaft. Im TSV Norf habe ich Badminton und Skaterhockey gespielt. Das habe ich während des Studiums auch in Vereinen außerhalb von Neuss fortgeführt. Inzwischen konzentriere ich mich in der Heimat aufs Laufen, Radfahren und Schwimmen - oft gemeinsam mit den Kindern. Im Sommer gehen wir gerne mit der Familie wandern und klettern in den Alpen. Im Winter zieht es uns mit dem Snowboard in die Berge.
Sport hält nicht nur den Körper fit, sondern auch Geist und Seele. Sport weckt Leidenschaft, Ausdauer, Ambition und das nicht nur allein, sondern in der Mannschaft. Die gemeinsamen Erlebnisse von Sieg und Niederlage, das gemeinsame Kämpfen für ein Ziel locken Dich als Sportler aus der Komfortzone. Das sind wichtige Prägungen für Kinder und Jugendliche. Das gebe ich mit Begeisterung an meine Kinder weiter, die bereits heute mit 4 und 2 Jahren im TSV Norf und im NSV aktiv sind.
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