22.Juli 2020, von Stadtsportverband Neuss e.V.
Den Anfang machen heute die Antworten der UWG mit Spitzenkandidat Thomas Lang.
Der Stadtsportverband (SSV) Neuss hatte die sieben Parteien (CDU, SPD, Grüne, FDP, AfD, Linke, UWG), die einen Bürgermeister-Kandidaten für die Kommunalwahl 2020 nominiert haben, mit „11 Fragen zum Neusser Sport“ Anfang Juni angeschrieben. Ziel der Anfrage war es, den Mitgliedern des Stadtsportverbandes (114 Vereine, 34.000 Mitglieder) eine Chance zu geben, sich ein eigenes Bild von den Positionen der Kandidaten und derer Parteien im Bereich Sport für die Wahl am 13. September zu bilden.
Der SSV wird ab heute täglich auf seiner Website und auf Facebook die Antworten eines Kandidaten kommunizieren und nach dem Posting aller Antworten eine kurze Bewertung vornehmen. Die Reihenfolge ist nach dem Ausgang der Kommunalwahl 2014 ausgerichtet und lautet: UWG (Thomas Lang), Die Linke (Roland Sperling), FDP (Michael Fielenbach), Die Grüne (Michael Klinkicht), SPD (Bürgermeister Reiner Breuer), CDU (Prof. Dr. Jan-Philipp Büchler). Die AfD hat an der Befragung der Fragen nicht teilgenommen.
Den Anfang machen heute die Antworten der UWG mit Spitzenkandidat Thomas Lang:
- Welche Bedeutung messen Sie dem „Neusser Sport“ im gesellschaftlichen Konsens in der Quirinusstadt zu?
Der Sport hat in Neuss im gesellschaftlichen Miteinander eine hohe Bedeutung. Sport vermittelt wichtige Werte wie Fairness, Teamgeist und Leistungswillen in der Gesellschaft. Sport verbindet jung und alt, unterschiedliche Kulturen und fördert die Gemeinsamkeit. Sport spornt an, fördert Kommunikation, Solidarität und Begeisterung für eine gemeinsame Sache. Und ganz wichtig: Sport fördert die Gesundheit.
- Wo sehen Sie den „Neusser Sport“ organisatorisch im Jahre 2025?
Wenn mit Neusser Sport die Vereinslandschaft gemeint ist, dann glaube ich, dass unsere annähernd 130 großen und kleinen Sportvereine organisatorisch gut aufgestellt sind. Viele gute ehrenamtliche Vereinsführungen, viele engagierte Übungsleiter und Trainer, was fehlt ist oft die Unterstützung „von oben“. Konkret: das Sportamt der Stadt Neuss ist gut aufgestellt, serviceorientiert und bemüht. Der Stadtsportverband Neuss könnte sich nach Meinung der UWG/Freie Wähler besser aufstellen. An wichtigen Veranstaltungen im Bereich Sport, die von der Stadt ausgerichtet werden, nimmt der SSV nicht teil, die Servicebereitschaft und die Informationspolitik könnte verbessert werden.
- Wo sehen Sie den „Neusser Sport“ infrastrukturell im Jahre 2025?
Der Neusser Sport, das sind nicht nur die Sportvereine, sondern auch die zunehmend im Markt als Wettbewerber auftretenden Anbieter wie Fitnessstudios, Reha-Anbieter und kommerzielle Betriebe, die sich um Fitness und Gesundheit kümmern. Unsere Sportvereine müssen mit dieser Konkurrenz leben und sich darauf einstellen. Ich bin aber sicher, dass ein Großteil des Sportgeschehens in den nächsten Jahren weiterhin durch unsere Vereine gestaltet wird. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann haben nach wie vor die Sportangebote unserer Vereine gute Zukunftsaussichten. Dies gilt insbesondere für unsere Vororte. Denn dort kommt noch eine gewisse Identifikation mit dem Ortsteil hinzu. Als Beispiel nenne ich Weissenberg, Norf; Rosellen, Uedesheim und Reuschenberg. Auch die Einspartensportvereine sehe ich eher auf der Gewinnerseite.
- Wo sehen Sie den „Neusser Sport“ ehrenamtlich im Jahre 2025?
Ein Basiselement der Neusser Sportvereine ist das ehrenamtliche und freiwillige Engagement für die Mitglieder. Ohne dieses Engagement könnten die meisten Sportvereine nicht mehr existieren. Ehrenamts“ die Rede. Nach Meinung vieler Vereinsvorstände nimmt die Bereitschaft zur Mitarbeit zwar ab, trotzdem gelingt es mit geeigneten Maßnahmen, Vereinsmitglieder als Helfer und Kümmerer einzubinden.
Der Strukturwandel des Ehrenamts macht auch vor dem Sport nicht halt. Im Gegensatz zu anderen gesellschaftlichen Gruppen verfügt der Sport in NRW aber über eine gute Organisation, vom Landessportbund, den Sportfachverbänden über den Kreissportbund bis hin zu den Stadtsportverbänden. Vielfältige Unterstützungsangebote können dafür sorgen, dass wir auch in den nächsten Jahren genügend ehrenamtliche Mitarbeiter für Teilaufgaben gewinnen und ausbilden können. Eine vernünftige Qualifizierung ist dabei entscheidend. Das gilt aber nicht nur für unsere Sportvereine, sondern auch für den Stadtsportverband. Eine stärkere Verbindung von Ehrenamtlichkeit und Hauptamtlichkeit in Sportvereinen will ich nicht ausschließen.
Frauen in Führungspositionen im Sport, das ist zwar immer noch die Ausnahme, aber bitte nicht vergessen: Frauen und Mädchen sind das Rückgrat des Vereinssports.
- Welche Bedeutung hat der „Neusser Sport“ im Hinblick auf die Integration und die Inklusion?
In Neuss leben viele Migranten und werden vielfältig durch ganz unterschiedliche Institutionen, zum Großteil ehrenamtlich, bei der Eingliederung in unsere Gesellschaft unterstützt. Den Weg in die Neusser Sportvereine haben aber noch zu wenige gefunden. Jedes Integrationsangebot von Vereinen wird deswegen von der UWG/Freie Wähler unterstützt. Es gibt zwar auf der Wolkeranlage, in Uedesheim, in Holzheim und in anderen anderen Stadtteilen mittlerweile Angebote, miteinander Sport zu treiben, aber da ist noch Luft nach oben. Wenn es uns gelingt, Migranten eine Heimat im Sportverein zu bieten, wird die Integration auf Dauer gelingen. Dies gilt in besonderem Maße für Kinder und Jugendliche. Die Initiative „Wir sind Neuss“ wird daher von uns unterstützt.
Über Inklusion zu sprechen, bedeutet für mich als Vorsitzenden eines Inklusionssportvereines, Eulen nach Athen zu tragen. Sportvereine sind Wegbereiter für Inklusion in Freizeit und Sport. Davon profitieren nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern alle Aktiven im Breitensport. Inklusion bereichert alle. Inklusion bietet die Chance für lebendiges Miteinander, das Spaß macht und einfach guttut.
- Welche Rolle spielt für Sie die Förderung des hiesigen leistungsorientierten Sports mit seinen Vorbildern?
Unter Leistungssport versteht man das intensive Ausüben einer Sportart mit dem Ziel; im Wettkampf eine hohe Leistung zu erreichen. Der Leistungssport benötigt unter anderem einen wesentlich höheren Zeitaufwand, in der Regel tägliches Training, sowie die Ausrichtung auf den sportlichen Erfolg. Umgangssprachlich wird Leistungssport auch als Spitzensport bezeichnet. Und da sieht es in Neuss zappenduster aus. Bis auf einige wenige Sportarten wie zum Beispiel Hockey, Ringen, Tanzen, Basketball, Schwimmen, Tennis und Voltigieren gibt es keinen nennenswerten Leistungssport in Neuss. Das ist für unsere Stadt nicht gerade ein Ruhmesblatt. Neuss tut sich bei der Förderung von Spitzensport traditionell schwer. Unrühmliche Beispiele sind der Umgang mit dem VfR Neuss, die Rennbahn und die fehlende Eventhalle. Ich fordere daher den Bau einer modernen Eventhalle mit einem Fassungsvermögen von 3.000 bis 5.000 Besuchern, die sowohl für Sport- als auch für andere Veranstaltungen geeignet ist. Durch eine Eventhalle mit einem solventen Ankermieter werden wir im Spitzensport große Fortschritte erreichen können. Neuss braucht neben einem vielfältigen Angebot im Breitensport auch Spitzensport und kommt mit den vorhandenen Hallen nie in die „erste Liga“.
- Das Ehrenamt und die Übungsleiter sind das Rückgrat des „Neusser Sport“. Welche Ansätze sehen Sie zur Stärkung/Förderung?
Das Ehrenamt und die Übungsleiter sind tatsächlich das Rückgrat des Neusser Vereinssportes. Um weitere Anreize für die Ausbildung von Übungsleitern durch den Kreissportbund, der seit Jahren hervorragende Arbeit in diesem Bereich leistet, durch den Landessportbund und die Sportfachverbände zu schaffen, müssen die finanziellen Anreize durch den Stadtsportverband und die Stadt erhöht werden. Ein gut ausgebildeter Übungsleiter muss auch eine vernünftige Vergütung erhalten, sonst ist die Gefahr der Fluktuation einfach zu groß. Daneben ist der Erfahrungsaustausch unter Leitung des Stadtsportverbandes unersetzlich. Dies kann durchaus als digitale Veranstaltung angeboten werden.
- Ist Sport für Sie ein Stück Stadtmarketing?
Natürlich. Voraussetzung ist jedoch, dass die Vereine, der Stadtsportverband und die anderen städtischen Akteure besser Hand in Hand arbeiten. Dies ist nicht immer der Fall. Ein gutes Beispiel ist die derzeitige Aktion „Sport im Park“, die bis zum 31.08.2020 läuft. Eigentlich eine gute Sache, will man doch den Bürgern unserer Stadt den Sport näherbringen. Ich habe jedoch den Eindruck, dass diese Veranstaltung an den Vereinen vorbei veranstaltet wird. Bei der Planung von „Sport im Park‘“ sind die 130 Vereine weitgehend unberücksichtigt geblieben. Ganze 6 Vereine beteiligen sich an der Aktion. Das ist nicht gut. Gutes Stadtmarketing für den Sport in Neuss sieht anders aus.
- Der Sommernachtslauf, die Tour de Neuss oder der QuirinusCup sind sportliche Neusser Aushängeschilder. Wäre es nicht sinnvoll, die veranstaltenden Vereine im Hinblick auf die stetig steigenden organisatorischen, haftungsrechtlichen sowie finanziellen/steuerlichen Herausforderungen zu entlasten?
Leider haben wir in Neuss viel zu wenig sportliche Aushängeschilder. Aber in der Tat, die Vereine, die diese herausragenden Sportevents veranstalten, brauchen größere Unterstützung. Dabei will die UWG/Freie Wähler helfen. Die finanzielle Ausstattung der Veranstaltung muss besser werden. Dass das geht, beweisen uns andere Städte mit vergleichbaren Veranstaltungen. Welche Entlastung im steuerlichen und im haftungsrechtlichen Bereich gemeint sind, erschließt sich mir nicht. Im Haftungsrecht bietet der Rahmenvertrag der Sporthilfe allen veranstaltenden Vereinen genügend Schutz.
- Wie schätzen Sie die Auswirkungen von „Covid-19“ auf den „Neusser Sport“ ein und was gedenken Sie zu tun, um dem „Neusser Sport“ Hilfestellung zu bieten?
Während des Lockdown kam es für alle Sporttreibenden coronabedingt zu vielen Einschränkungen.
Bei allen nun einsetzenden Hilfen darf nicht nach Alters- oder Risikogruppen, nach Leistungs- oder Breitensport unterschieden werden. Wir müssen die Balance finden zwischen gesundheitlichen Infektionsrisiken einerseits und einem möglichst reibungslosen Trainings- und Wettkampfgeschehen. Ich weiß, dass alle Sportfachverbände intensiv daran arbeiten, ab Herbst wieder zu einem weitestgehend störungsfreien Trainings- und Wettkampfbetrieb zu kommen. Das wird gelingen, wenn alle Verantwortlichen mit Augenmaß daran mitwirken. Ohne Hilfe werden unsere Vereine an vielen Stellen nicht überlebensfähig sein. Das ist eine Gefahr für die Vielfalt der Sportlandschaft in Neuss.
Finanzielle Programme für Vereine, die Volleyball, ‚Eishockey, Handball, Fußball, Tischtennis, Karate, Judo oder Basketball anbieten, sind wegen der angespannten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen notwendig. Aber es geht nicht nur um finanzielle Hilfen für die Vereine. Ich werde zusammen mit der UWG/Freie Wähler im Stadtrat dafür eintreten, dass die umstrittenen Förderrichtlinien der Stadt Neuss für unsere Sportvereine für 2020/2021 ausgesetzt werden und stattdessen die alte Förderrichtlinie mit einer besseren Förderung der Jugendarbeit angewendet wird.
- Welche Rolle spielt Sport in Ihrem Leben?
Ich habe zeitlebens Sport betrieben, war aktiver Handballer und bin nun seit vielen Jahren aktiver Segler.
Ich war 15 Jahre Vorsitzender des BV Weckhoven , habe diesen Verein lange Jahre begleitet und alle Höhen und Tiefen eines typischen Mehrspartenvereins „durchlitten“.
Seit drei Jahren bin ich Vorsitzender eines neu gegründeten Inklusions- und Behindertensportvereins, der z.B. Down-Syndrom-Kindern und Schwerbehinderten sportliche Angebote macht.
Dadurch weiß ich ganz genau, wie wichtig Sport für unsere Gesellschaft ist. Es heißt nicht umsonst: „Sport ist im Verein am schönsten“. Als langjähriges Mitglied im Vorstand des Stadtsportverbandes und dann später als Vorsitzender des Kreissportbundes habe ich viele Erfahrungen gemacht, die mich geprägt haben. Ich habe viele ganz tolle Sportkameraden kennengelernt, denen ich mich sportlich immer noch verbunden fühle. Sport spielt eine entscheidende Rolle in meinem Leben.